Ist Zauberei eine Form von Kunst?

Zaubern Kunst

Der Ausdruck „Kunst kommt von können, wissen“ ist in einem Wörterbuch aus dem Jahr 1741 belegt und die Redewendung „Kunst kommt von Können“ ist heute noch bekannt. Der Begriff „Kunst“ leitet sich von „können, wissen, kennen“ ab.

Laut Duden bedeutet Kunst unter anderem „schöpferisches Gestalten“

Die Wortherkunft „können, wissen, kennen“ und die Definition des Dudens setzen einen anspruchsvollen Maßstab: ein Künstler kennt und beherrscht sein Handwerk und entwickelt damit „schöpferisches Gestalten“.

Genügt ein Zauberer diesem Maßstab, darf Zauberei als Kunstform gelten?

Der Zauberer und sein Handwerk – Was ein Zauberer alles wissen und können muss:

Ob große Bühnenshow oder Zauberei mit kleinen Utensilien: der Zauberer muss seine Tricks fehlerfrei beherrschen! Dies erfordert ein hohes Maß Fingerfertigkeit und Geschick. Wie in der Chirurgie muss jeder Handgriff gelingen.

Gleichzeitig muss der Zauberer die Technik dahinter einwandfrei verstehen. Wie ist die Kiste mit doppeltem Boden konstruiert, wie funktionieren die vielfältigen (großen und kleinen) Utensilien, die bei einer Zaubervorführung zum Einsatz kommen? Der Zauberer muss es bis ins kleinste Detail wissen, verstehen und anwenden können. Bis hierhin ist es die „praktische“ Seite der Zauberkunst. Damit der Zauberer aus seiner Vorführung eine verblüffende magische Illusion kreieren kann, wird er zum Showmaster und Psychologen.

Dabei ist es unerheblich, ob der Zauberer für Kinder vor einer kleinen Gruppe auftritt oder auf der Bühne einer großen Halle steht. Er lenkt sein Publikum und er lenkt es ab. Der Zauberer bindet bewusst Showelemente ein, stellt Fragen, geht mit dem Publikum in Interaktion, verbal und nonverbal. Wie und wohin er sich bewegt, seine Gestik und Mimik, alles ist wohlüberlegt und bewusst gesetzt.

Neben der Bühnenreife eines klassischen Showmasters braucht es Menschenkenntnis, psychologisches Wissen und Können, jede Sekunde absolute Präsenz und Empathie. Während der Zauberer auf diese Weise mit seinem Publikum arbeitet, verrichtet er im Hintergrund eine weitere Arbeit: die Darbietung der eigentlichen Illusion, die Umsetzung der Zaubertricks. Jetzt muss er sich auf seine Fingerfertigkeit verlassen können, genau wissen, wie das eingesetzte Werkzeug aufgebaut ist und funktioniert. Zudem muss das Timing stimmen, ein Zauberer ist Regisseur seiner eigenen Show.

Diese zwei Arbeiten vollbringt der Zauberer gleichzeitig. Beide verlangen höchste Konzentration. Jede dieser Arbeiten braucht eine fundierte Basis an vielfältigem Wissen und Können aus unterschiedlichen Disziplinen. Ob Künstler oder nicht, ein Multi Tasking Genie ist ein Zauberer allemal.

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Das „schöpferische Gestalten“ des Zauberers

Unser alltägliches Leben erfordert immerzu Rationalität. Im Beruf, in Haushalt und Familie sind stets Dinge zu planen und zu erledigen, damit wir alles „unter einen Hut“ bringen. Der Zauberer führt uns in eine andere Welt. In dieser Welt können Kaninchen aus Hüten springen, obwohl wir uns doch gerade davon überzeugt haben, dass der Hut leer ist. Wir wurden überrascht, sind verwundert und sehr neugierig, wie das sein kann. Beim nächsten Trick passen wir genau auf, achten auf jede Handbewegung des Magiers aus Düsseldorf. Doch wieder ist etwas da, wo gar nichts sein dürfte.

Unser Verstand weiß, dass es ein Trick oder eine optische Täuschung sein muss. Und doch ist ein Teil in uns so verblüfft, dass wir fast an echte Magie und Zauberei glauben möchten. Das lässt uns über uns selbst schmunzeln. Der Magier hat unsere Sinne „verzaubert“. Was wir als alltägliche Selbstverständlichkeiten kennen und wissen, scheint nicht mehr gültig zu sein.

Ein Bildhauer beginnt sein Werk mit einem rohen Stein. Er setzt sein Wissen zu den verschiedenen Gesteinsarten ein, er weiß um die Ausdruckskraft bestimmter Formen, Hammer und Meißel liegen fest in der Hand. Aus dem rohen Stein „schöpft“ der Bildhauer buchstäblich eine neue Gestalt.

Der Magier aus Düsseldorf „verzaubert“ sein Publikum. Rationell denkende Menschen verführt er zu neuen Gedanken, zu anderen Blickwinkeln. Dinge sind da, wo sie gar nicht sein „können“ oder umgekehrt. Was man eben mit eigenen Augen gesehen hat, entpuppt sich als Illusion. Kinder fühlen sich herzlich bestätigt, dass alles möglich sein kann und als Erwachsener darf man durch Zauberkunst für eine Weile in diese herzliche Welt eintauchen, wieder baff und verblüfft und neugierig wie ein Kind sein.

Diese Gefühle bei Menschen zu erzeugen, ist das „schöpferische Gestalten“ eines Zauberers.

Kunst, haben wir festgestellt, kommt von können und wissen und kreiert daraus neues „schöpferisches Gestalten“. Daran gemessen ist Zauberei eine hohe Kunst und der Magier aus Düsseldorf ein Künstler dieses Fachs, ein wahrer Zauberkünstler.

Über Christian 152 Artikel
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