Fußballhymnen machen einen großen Teil der allgemeinen Stadionbegeisterung aus. Lieder, die mitreißen, Emotionen wachwerden lassen, die Zuschauer verbinden und die mit ganz einfachem Beat und Texten von jedem Fan im Stadion, aber auch in der Kneipe oder vor dem Fernseher mitgesungen oder gar -gegrölt werden können. Der Trend ist nicht neu – offizielle WM- und EM-Hymnen gibt es bereits seit Anbeginn dieser Turniere. Wir werfen einen Blick auf die besten WM-Songs aller Zeiten, in Deutschland wie auch international, und welches Lied die größten Chancen hat in dieser Saison zur beliebtesten WM-Hymne zu werden.
Nur ältere Generationen erinnern sich an die ersten WM-Songs aus den 60er Jahren, die damals die Massen begeisterten. 1962 feuerten Los Ramblers mit dem Latino-Hit „El Rock Mundial“ die damalige Weltmeisterschaft in Chile an: heiße Rhythmen, ein mitreißender Beat – und auch wer nicht mitsingen konnte, schwang auf der Tribüne oder vor dem Schwarz-Weiß-Fernseher das Tanzbein.
Die WM 1966 fand in England statt, weshalb hier entsprechend ein britischer Star musikalisch das Rennen machte: Lonnie Donegan sorgte damals mit seinem speziell für die WM geschriebenen Song „World Cup Willie“ gemeinsam mit einem Orchester für Begeisterung. Textzeilen wie „we‘re all football crazy, and it’s plain to see, we are all so happy, like one big family“ schafften Zusammengehörigkeitsgefühl und ausgelassene Stimmung.
Ebenso euphorisch ging es in den folgenden WM-Jahren weiter, wobei interessant ist, dass die WM 1974 zwar in Deutschland ausgetragen wurde, der offizielle WM-Hit „Futbol“ jedoch von der polnischen Sängerin Maryla Rodowicz dargeboten wurde, was die deutsche Nationalelf jedoch nicht daran hinderte den Weltmeistertitel auf heimischen Boden heimzutragen. Zumal Deutschland seinen eigenen WM-Hit feierte, mit dem Song „Fußball ist unser Leben“, zu dem Jack White die Musik komponierte. Noch heute gilt dieser Song hierzulande als die „Mutter aller WM-Songs“ und verpasste nur knapp die Auszeichnung mit der goldenen Schallplatte.
Während es alljährlich offizielle WM-Songs gibt, fuhren die deutschen Stars lange ihre eigene Schiene, um die Nationalelf anzuspornen. Udo Jürgens begeisterte 1978 mit „Buenos Dias Argentina“, 1982 wartete Michael Schanze mit „Olé Espana“ (komponiert von Ralph Siegel) auf, und auch Udo Jürgens Hit „Wir sind schon auf dem Brenner“, den er 1990 gemeinsam mit dem Team für die WM im nahen Italien sang, gilt heute als echter Klassiker.
Zu diesem Zeitpunkt wurde sich die FiFa allerdings bewusst, dass es sich mit einem offiziellen, kommerziell vermarkteten WM-Song gut Geld verdienen lässt. Als Folge kam im gleichen Jahr der Song „Un’estate Italiana“ von Gianna Nannini & Eduardo Bennato als mitreißende und emotionale WM-Hymne auf den Markt – zu diesen stolz italienischen Klängen schaffte es jedoch auch hier Deutschland den Titel von jenseits des Brenners heimzuholen. Garantiert ist, dass weitaus mehr deutsche Fans sich des italienischen Mitsingens bemühten, ohne eine Ahnung vom tatsächlichen Vokabular zu haben – was natürlich beim Grölen und Jubeln im Stadion ohnehin zweitrangig ist, solange man dabei in Siegesgefühlen schwelgt.
Besonders lateinamerikanische Songs heizen beim Fußball mächtig ein. Wer gerne Fußballwetten abgibt, mag auch erfolgreich darauf setzen, welcher Latino-Star den nächsten WM Hit produziert. Ein Blick in die Vergangenheit liefert deutliche Hinweise: 1998 dominierte Ricky Martin mit „La Copa de la Vida“, 2002 folgte „Boom“ von Anastacia, 2006 waren Toni Braxton und Il Divo Nummer eins mit „The Time Of Our Lives“, 2010 heizte Shakira mit „Waka Waka“ ein.
Auch 2014 lieferten zwei Weltstars den Hit zur WM: Pitbull und Jennifer Lopez boten mit „We Are One (Ole Ola)“, speziell für das Fußballereignis des Jahres komponiert, Party-Stimmung pur in den Stadien von Brasilien, wie auch weltweit vor den TV-Geräten. 2018 folgte „Live It Up“ von Nicky Jam, ft. Will Smith & Era Istrefi für den World Cup in Russland – und auch wenn das Ereignis im Osten stattfand, glich es damit immer mehr dem Spektakel beim amerikanischen Super Bowl, den nur die erfolgreichste Stars der Welt begleiten dürfen.
Etwas anders sah die Entscheidung für den offiziellen Song für die WM 2022 in Katar aus: Im April, zur Auslosung der Gruppen, wurde auch der erste WM-Song vorgestellt, der diesmal sowohl ein kulturelles wie auch politisches Anliegen besitzt: „Hayya Hayya“ – auf Englisch übersetzt „Better Together“ verbindet R&B und Reggae sowie die Stimmen der Künstler Trinidad Cardona – der Amerika repräsentiert – Davido aus Afrika sowie Aisha, repräsentativ für Katar und den Nahen Osten, zu einer internationalen Einheit. Das furiose Musikvideo zeigt zudem legendäre Szenen aus vergangenen Weltmeisterschaften und lässt damit auch nostalgische Gefühle wachwerden.
Damit nicht genug, veröffentlicht die FiFa jedoch zum ersten Mal einen gesamten Soundtrack zur Weltmeisterschaft. Ebenfalls darauf zu finden: „Light The Sky“ von den vier arabischen Sängerinnen Nora Fatehi, Balqees, Rahma Riad, Manal und RedOne, wobei das Video den ersten weiblichen Schiedsrichterinnen bei der WM gewidmet ist. Ebenfalls aus dem Soundtrack bereits bekannt: „Arhbo“ kommt von Puerto Rico-Star Ozuna und dem französisch-kongolesischen Sänger Gims und soll die Gastfreundschaft Katars während der WM repräsentieren. Der vierte, bereits veröffentlichte Song trägt den Titel „The World Is Ours To Take“, von Lil Baby und Tears For Fears. Es bleibt spannend, welcher dieser Songs zur beliebtesten Hymne dieser WM wird!