Wer kreative Ölbilder malen möchte, legt die auf dem Keilrahmen gespannte Leinwand selten auf den Boden oder Tisch. Das wäre nicht nur sehr unpraktisch, sondern verhindert den einen, wichtigen, prüfenden Blick. Abgesehen von sehr großen Bildern, dort wäre ein Herankommen in jede Ecke fast unmöglich. Auch gesundheitlich würde sich bei tagelanger Malerin auf dem Boden der Rücken sehr schnell melden. Daher gibt es schon seit vielen Hundert Jahren die sogenannten Staffeleien. Auf diese wird der Keilrahmen gestellt und ermöglicht eine bessere Kontrolle während des Malens.
Grundsätzlich sind die meisten Staffeleien aus Holz gefertigt, im Laufe der Jahrzehnte haben sich aber auch Aluminium oder Metall immer weiter durchgesetzt. Hier kommt es auf die Art und den Einsatz der Staffeleien an. Große Künstler und alle Geschichtsliebhaber greifen selbstverständlich auf die klassische Holz-Variante zurück. Diese gibt es auch mit allerlei Verzierungen und katapultieren den Künstler zurück ins 18. Jahrhundert.
Die unterschiedlichen Staffelei-Arten
Wie schon erwähnt kann man Staffeleien in unterschiedliche Arten, je nach Einsatz, unterscheiden. Hier die fünf wichtigsten:
Feldstaffeleien
Feldstaffeleien sind sehr mobil und, wie der Name schon sagt, auch für den Einsatz im Freien („auf Feldern“) konzipiert. Üblich sind sehr leichte und vor allem kleine Varianten, die meist aus Metall gefertigt werden und über Verankerungshaken verfügen können. Feldstaffeleien sind sehr robust und können schnell auseinander- oder zusammengesteckt werden. Manche Modelle haben auch Schienen mit Feststellhaken.
Tischstaffeleien
Ebenso mobil, handlich und leicht sind die Tischstaffeleien. Hier lohnt sich ein prüfender Blick auf die Qualität (Holzart, Verleimung) und auch den beschriebenen Einsatzzweck, denn sehr günstige Tischstaffeleien sind gar keine richtigen Staffeleien, sondern einfach nur Ständer zur Präsentation von Speisekarten, Aushängen oder ähnlichem. Eine richtige Tischstaffelei ist stabil und wackelt nicht herum. Aufgrund der Größe sind hier nur kleine Gemälde möglich, denn für große Formate ist auf dem Tisch meist kein Platz.
Kofferstaffelei
Wer es eher klein halten möchte und direkt eine Aufbewahrungsmöglichkeit für alle Utensilien braucht, kann sich für die Kofferstaffelei entscheiden. Das ist eine Mischung aus Tischstaffeleien und Feldstaffeleien und eignet sich hervorragend für alle, die kein Atelier haben oder nur sehr selten malen. Eine Kofferstaffelei ist sehr schnell aufgebaut, einsatzbereit und sehr mobil.
Lyra-Staffelei oder Akademiestaffelei
Zum professionellen Einsatz wird eine Lyra-Staffelei („Akademiestaffelei“) im Grunde nicht empfohlen, denn der fest eingestellte Winkel ist nicht geeignet, um aktiv an Gemälden zu arbeiten. Der Künstler müsste sich ständig nach vorne beugen, was nicht gut für den Rücken wäre. Allerdings kann die Akademiestaffelei super in der Ausstellung verwendet werden, denn dort macht der Winkel eine gute Betrachtung möglich und da meist Beleuchtung über der Staffelei hängt, sind solche Gemälde auch gut ausgeleuchtet.
Atelierstaffelei
Zum Schluss noch die „Eliteklasse“, nämlich eine Atelierstaffelei. Diese ist mit Abstand am teuersten aber eben auch qualitativ hochwertig. Es ist wie mit dem Messer für den Koch oder die Schere als Frisör: Ein Künstler investiert in aller Regel nur einmal in eine professionelle Atelierstaffelei und behält diese dann sein Künstlerleben lang. Die Atelierstaffelei ist für große und kleine Formate zu verwenden und kann auch mit sehr schweren Keilrahmen umgehen.
In der Praxis haben sich die Arten verschiedener Verwendungszwecke zugeordnet. So ist die Tischstaffelei perfekt für Kinder und Anfänger geeignet, die nur hin und wieder mit Öl malen. Wenn der Künstler nur ein paar Mal im Jahr zum Pinsel greift, ist die Kofferstaffelei eine gute Wahl. Ambitionierte oder professionelle Maler wählen große und schwere Atelierstaffeleien. Diese kosten zwar initial mehr, halten aber lange und bieten Halt und Komfort!
Qualitätsmerkmale einer Staffelei
Bevor man sein Geld in die Hand nimmt, sollte die Art der oben beschriebenen Staffelei klar sein. Also der Verwendungszweck. Erst dann können spezifische Merkmale herausgearbeitet und verglichen werden. Zu den wichtigsten Qualitätsmerkmalen zählen:
- Die Art der Staffelei
- Herstellungsmaterial
- Spannung
Die meisten Künstler setzen immer auf Holz, vor allem Buchenholz. Das treibt den Preis natürlich etwas nach oben, allerdings sind Metall oder Aluminium schon aus ästhetischen Gründen von vielen Verpönt. Billigholz, Pressplatte oder ähnliches ist günstig, aber darunter leidet die Stabilität und Standfestigkeit. Andere Holzarten wie die Fichte ist möglich, hat aber die Eigenart mit der Zeit zu verziehen.
Qualitativ schlechtere Staffeleien haben beispielsweise auch keinen Klemmschieber, somit liegt das Gemälde ohne Halt und wackelt hin und her. Ebenso muss eine Profi-Staffelei in Winkel und Höhe verstellbar sein. Aber auch bei diesem Verstellen gibt es Unterschiede: Bei manchen Staffeleien muss man kompliziert irgendwelche Ösen lösen, verschieben und wieder einrasten – bei qualitativ hochwertigeren Exemplaren gibt es eine Kurbel, das spart nicht nur nerven, sondern ermöglicht auch (fast) millimetergenaues justieren.
Spezielle Staffelei für Aquarell-Malerei
Die meisten Staffeleien sind unter anderem für Ölgemälde ausgerichtet. Hier gibt es für alle Aquarell-Maler das Winkel Problem. Denn wenn Farben ineinanderlaufen sollen (oder eben auch nicht!) bringt die Standard-Staffelei recht wenig. Aus diesem Grund bieten spezielle Aquarellstaffeleien eine horizontale Ausrichtung und dank der Höhe ist es eben nicht das gleiche, wie wenn man auf dem Boden oder Tisch malen würde (außer der Tisch ist in Höhe und Winkel verstellbar!).
Bei Aquarellstaffeleien gibt es in aller Regel auch keine „Stufen“, die einrasten, dort kann das Gemälde stufenlos in sämtliche Positionen gebracht werden – alles andere wäre auch sehr unpraktisch, gerade wenn man an sehr große Gemälde denkt!
Staffelei kaufen oder Staffelei selber bauen
Natürlich fragen sich viele, ob es nicht sinnvoll ist, die Staffelei selbst zu bauen, um somit vermeintlich günstiger wegzukommen. Wenn man hier aber die Materialkosten, Arbeitsstunden und den wo möglichen Frust einrechnet, bietet eine gekaufte Staffelei mehr Vorteile und den günstigeren Preis. Ambitionierte Handwerker seien hier einmal ausgenommen! In aller Regel lohnt sich der Aufwand angesichts der niedrigen Preise aber nicht wirklich.
Fazit, um die perfekte Staffelei zu finden
Abgesehen von allen oben genannten Tipps und Hinweisen ist es eigentlich recht einfach, die perfekte Staffelei für sich selbst zu finden, wenn der Einsatzzweck, die Art der Malerei (Aquarell, Öl) und der Einsatzort klar sind. Für kleine, unprofessionelle Staffeleien beginnt der Preis bei um die 25 Euro und für den professionellen Einsatz oder für die Verwendung im Atelier bei ungefähr 200 Euro.
Wer total unsicher ist, kann sich auch auf eine Ausstellung begeben und mit den dortigen Künstlern Fachsimpeln. Für Anfänger gibt es auch die Möglichkeit einfach mal nachzufragen oder sich eine Staffelei „im Einsatz“ anzusehen.