Für über 10 Jahre bot das Theater O-TonArt zwischen Nollendorfplatz und Bergmannstraße für eine bunt gemischte Zielgruppe einen Veranstaltungsort für klassisches Schauspiel, Konzerte, Kabarett sowie Queer-Comedy Veranstaltungen, Musicals und auch Chanson-Abende. Die gemütliche Atmosphäre mit Clubsesseln und Polsterstühlen in einer umgebauten Druckerei begeisterte seit 2010 bis zu 76 Berliner Kulturinteressierte und spiegelte den alt-Berliner Charme wie kein anderer Ort wieder. Die Bühne bot Platz für bekannte und auch weniger bekannte Künstler, womit stets das Publikum mit Abwechslung, Originalität und Unterhaltung verwöhnt wurde.
Das Theater auf der Kulmer Straße in einem typischen Schöneberger Hinterhof wird als einziges Programmtheater in Berlin Schöneberg und als heißer Geheimtipp den Menschen eine wundervolle Erinnerung bleiben und die dauerhafte Schließung ein Loch in das Herz von Kulturbegeisterten in diesem Kiez reißen.
Geschichte des Theaters O-TonArt als Schöneberger Kulturstätte
Nach zehnjährigem Umhertouren auf nationalen sowie internationalen Veranstaltungen gründeten die „O-TonPiraten“ 2010 das Kleinkunsttheater im Kulmer Kiez. Mithilfe von Freunden und Familie wollten sie dort das Flair der Berliner Zwanziger und Siebziger erhalten und neu aufblühen lassen. Trotz ihrer Auflösung waren die „O-TonPiraten“ bis zur Schließung des Theaters auf und hinter der Bühne tätig und beteiligten sich an den über 180 Vorstellungen, die das Theater bis zu seiner Schließung ermöglichte. Leiter des Theaters blieb bis zu seiner Schließung Bernd Boßmann, aus den 80er-Jahren bekannt als politisch engagierte Transsexuelle Ichgola Androgyn und Teil der „O-TonPiraten“.
Schon früher kämpfte das Theater immer wieder mit einer potenziellen Schließung, hangelte sich von Schließung zu Schließung und war immer wieder angewiesen auf Benefizabende sowie ehrenamtliche Arbeit. Der Leiter des Theaters, Bernd Boßmann, berichtete 2014 schon von Existenzängsten im Bezug auf das Theater trotz seines Engagements und dem Aufbringen jeder seiner freien Minuten, sodass er trotz dem Auflösen der „O-TonPiraten“ eine 80-Stunden-Woche investieren würde. Enttäuscht berichtete er, dass selbst Klaus Wowereit, liebevoll „Wowi“ genannt, trotz seiner Nähe zur homosexuellen Szene noch nie Zuschauer im Theater gewesen sei.
Die Coronapandemie und das Theater O-TonArt
Während den Anfängen der Coronapandemie litt auch das Theater O-TonArt als Teil der Kulturszene unter ausbleibenden Einnahmen durch fehlende Shows. Während Künstler und Kulturschaffende wenigstens die Möglichkeit hatten, Arbeitslosengeld oder andere Sozialhilfen zu beantragen, fiel diese Möglichkeit für das Theater weg, weshalb es besonders unter der Situation litt. Doch die Lobby und das Interesse, das Theater zu erhalten, war groß. So groß, dass sogar der Tod höchstpersönlich zur Hilfe eilte. Der Komiker, bekannt unter dem Künstlername „der Tod“, welcher in Sensemann Kutte Witze über Tod, Elend und das Sterben macht, startete eine Rettungsaktion für kleine Berliner Theater. Mit Bezug auf die Klopapiertknappheit während der frühen Phase der Pandemie versteigert „der Tod“ und seine Praktikantin „Exitussi“ handbemalte Klopapierrollen. Die Aktion brachte zuletzt 101 Euro für das Varieté „Scheinbar“. Dass solche Beträge ein Theater nicht direkt retten, sei klar, jedoch solle die Aktion den kleinen Theatern vor allem Gehör verschaffen und auf die Missstände aufmerksam machen.
Wie geht es weiter mit dem Theater O-TonArt?
Laut Angaben der Betreiber schloss das Theater im März 2020 seine Pforten für immer. Die ehemaligen Räumlichkeiten wurden vollständig saniert, entkernt und heute als Tonstudio von einer Firma genutzt.